Büroexkursion 2022: Nachhaltige Mobilitätskonzepte in Mannheim, Heilbronn und Karlsruhe
Thema   Beratung und Umsetzung  |  26. September 2022

Büroexkursion 2022: Nachhaltige Mobilitätskonzepte in Mannheim, Heilbronn und Karlsruhe

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. So führte uns die diesjährige Büroexkursion nach Mannheim, Heilbronn und Karlsruhe, um zukunftsweisende Mobilitätskonzepte und Verkehrsversuche zu besichtigen.

Als Erstes reisten wir mit dem ICE nach Mannheim. Dort trafen wir uns mit Johanna Doepner vom Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung der Stadt Mannheim. Sie präsentierte uns in einem Vortrag das neue Stadtquartier FRANKLIN, einem ca. 143 ha großen Wohnsiedlungsprojekt rund 5,5 Kilometer nordöstlich der Innenstadt. Auf der ehemals größten US-Wohnsiedlung, bestehend aus Benjamin Franklin Village, Funari Barracks und Sullivan Barracks, entsteht zwischen 2015 und 2028 ein urbaner Stadtteil für 9.300 Menschen. Bei einem anschließenden Rundgang konnten wir Einblicke in den bisherig fertiggestellten Bauzustand der Gebäude- und Verkehrsinfrastruktur bekommen. Als Planungsbüro für Verkehr und Mobilität lagen die geplanten Mobilitätsangebote im Fokus unserer Aufmerksamkeit. Das Mobilitätskonzept „Blue Village FRANKLIN“ umfasst ein Erschließungs- und Wegenetz, das die verschiedenen Mobilitätsangebote gleichstellt und eine komfortable und nachhaltige Fortbewegung für die Menschen innerhalb und außerhalb des Quartiers ermöglicht. Das Motto „weniger Autos und mehr Leben auf der Straße“ wird durch Sharing-Angebote an zentralen Punkten (Bikesharing, Carsharing), durch die in Zukunft autonom fahrenden Fahrzeuge sowie einer Reduzierung von Stellplätzen durch Sammelparkplätzen und Tiefgaragen umgesetzt. Zentrales Tragwerk des Verkehrs bildet die ab 2023 durch den Stadtteil fahrende neue Stadtbahnlinie. Den Kopf voller Eindrücke, ließen wir den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen in Mannheims hippen Viertel Jungbusch ausklingen.

MA

Abbildung 1: Mobilitätsangebote im neuen Stadtquartier Franklin von Mannheim

Der nächste Tag führte uns nach Heilbronn zum Stadtquartier Neckarbogen. Auf dem Areal der Bundesgartenschau 2019 entsteht seitdem ein neues Viertel zum Wohnen und Arbeiten. Die Planungsaufgabe war es, von einer Bahnkonversionsfläche am Altneckar ein autoarmes Quartier mit weitläufigen Grün- und Wasserflächen und Baustrukturen in urbaner Mischung zu schaffen. Das Leitmotiv der Entwicklung einer kleinen Modellstadt soll als Planungsimpuls für die Stadtentwicklung Heilbronns in den kommenden Jahren wirken. Die Gebäudekörper formen eine prägnante Dreiecksfigur um den Stadtsee herum. Das Mobilitätskonzept beabsichtigt die Zielsetzung eines Modal-Splits von 30/70, das heißt, das Verhältnis von motorisiertem Individualverkehr zu Fußgänger-, Radverkehr und ÖPNV soll 30 zu 70 betragen. Konzentriert wird sich durch den Ausbau des Fuß- und Radverkehrs auf die Förderung der Nahmobilität mit der Ergänzung durch Angebote des ÖPNV und eines vielfältigen Fahrzeugsharing-Angebots. So soll eine „Rückgewinnung der Nahmobilität“ erreicht werden. Die idealen Voraussetzungen dafür haben wir durch die zentrale Lage mit fußläufiger Erreichbarkeit zum Stadtzentrum und zum Hauptbahnhof selbst erfahren können.

HN

Abbildung 2: Stadtquartier Neckbarbogen in Heilbronn

Nach dem spannenden Input waren wir bereit, unser Wissen mit weiteren nachhaltigen Mobilitätspraktiken zu erweitern. Also ging es anschließend mit der Stadtbahn von Heilbronn nach Karlsruhe. Dort haben wir zunächst die neue Kombilösung mit dem neuen Stadtbahntunnel unter der Königsstraße und die neue oberirdische Trasse an der Kriegsstraße erfahren und besichtigt.

Zu einer weiteren Besichtigung waren wir in Karlsruhe mit Oriana Kraemer verabredet. Bei der Stadt Karlsruhe ist sie Projektleiterin der Reallabore Passagenhof und Nördliche Karlsstraße und erzählte uns bei einer Vor-Ort-Besichtigung über die Umsetzung des experimentellen Settings zur „Autofreien Zone“. Während des Aktionszeitraums wurden beide Flächen zur Erprobung neuer Nutzungsverteilungen und Szenarien für den Fuß- und Radverkehr mit kreativen Nutzungen wie Nachbarschaftspicknick, Konzerten, Lesungen, Spiel- und Bewegungsangebote für Kinder und Erwachsene bespielt. Wie es die Praxis so will, kommen jedoch nicht alle Ideen und Konzepte seitens der Planerinnen und Planer auch zur Umsetzung. Kritische Stimmen der Bewohnerinnen und Bewohner, Geschäftstreibende und aus dem politischen Umfeld oder mangelnde finanzielle Mittel führten zu Kompromissen oder eingeschränkteren Lösungsmöglichkeiten – auch für die weitere Verkehrsplanung in den nächsten Jahren.

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Abbildung 3: Reallabor in der nördlichen Karlsstraße von Karlsruhe

Den Abend verbrachten wir traditionell im Wirtshaus bei badischer Kost und Trank.

Das war unsere Exkursion 2022 zu den Städten Mannheim, Heilbronn und Karlsruhe. Wir freuen uns schon auf die plan:mobil-Büroexkursion im nächsten Jahr!

pm